Neben stationären Pflegeheimen, mobilen Pflegediensten und privater Pflege im Kreis der Familie wird ein weiteres alternatives Pflegemodell unter Pflegedürftigen und deren Angehörigen immer beliebter: die stationäre Tagespflege.
Etwa 2,6 Millionen Menschen sind in Deutschland aktuell auf Hilfe anderer angewiesen, um ihren Alltag zu bewältigen. In den nächsten vier Jahren wird diese Zahl noch einmal merklich ansteigen, auf 2,8 Millionen, prognostiziert das Statistische Bundesamt. 2050 werden es aufgrund des demographischen Wandels – also einer seit Jahren sinkenden Geburtenrate – bereits zwischen 3,2 und 5,9 Millionen Menschen sein.
Um den immer weiter steigenden Pflegebedarf abdecken zu können, bedarf es neuer Pflege-Modelle und Konzepte. Aktuell gibt es 13.800 ambulante und 11.500 stationäre Pflegeeinrichtungen in Deutschland, mehr als die Hälfte davon in privater Trägerschaft. Immer größeren Zulauf bekommen in den letzten Jahren sogenannte Tagespflegeeinrichtungen, in denen Pflegebedürftige tagsüber rundum betreut werden, aber nicht wohnen, wie in klassischen Pflegeheimen.
Was macht die Tagespflege so besonders?
Das Modell Tagespflege ist vor allem deshalb so beliebt, weil sich ältere Menschen mit Pflegebedürftigkeit oftmals nur ungern von ihrem gewohnten Wohnumfeld trennen, in dem sie mitunter viele Jahrzehnte verbracht haben. Eine ambulante Pflege in den eigenen vier Wänden ist aber einem bestimmten Grad der Pflegebedürftigkeit jedoch nicht immer ausreichend und genügt selbst bei niedrigem Pflegebedarf oft bestenfalls nur, um die nötigsten Prozesse wie Essen, Körperhygiene oder Medikamenteneinnahme abzudecken. Für Beschäftigung der Patienten oder ausreichende soziale Kontakte bleibt den mobilen Pflegediensten in der Regel keine Zeit.
Genau daran mangelt es oft auch berufstätigen Angehörigen, die nur ungern ihren Job aufgeben möchten, um Mutter oder Vater zu pflegen. Die Tagespflege ist daher eine sinnvolle Alternative: Pflegebedürftige können ihren gewohnten Wohnort beibehalten, erhalten im Tagespflegezentrum aber professionelle Betreuung und regen Umgang mit anderen Menschen.
Viele Tagespflegeeinrichtungen sind zudem an ambulante oder stationäre Pflegedienste angegliedert, um Kosten zu senken und im Bedarfsfall umfassende medizinische Leistungen anbieten zu können.
Für wen ist die Tagespflege geeignet?
Die Tagespflege ist für körperlich Pflegebedürftige ebenso geeignet wie für Menschen mit Demenz. Lediglich schwerste Pflegefälle, die sich selbstständig nicht mehr bewegen können, sind in stationären Pflegeheimen besser aufgehoben. Wer aufgrund physischer oder geistiger Einschränkungen seinen Alltag nicht mehr allein bewältigen kann, wird in Tagespflegeeinrichtungen professionell betreut.
Neben der eigentlich Pflege, also der medizinischen Versorgung, der Einnahme der Mahlzeiten und der Hygiene, stehen dabei vor allem gemeinsame Aktivitäten mit anderen Besuchern im Vordergrund, z. B. Gedächtnistraining oder gemeinsames Kochen. Diese Übungen für Körper und Geist bieten Abwechslung für die Patienten und entlasten die Angehörigen.
Unterm Strich bieten Tagespflegeangebote sowohl den Betroffenen als auch den Angehörigen mehr Autonomie und Flexibilität im Alltag – ein Modell also, mit Zukunft.
Wie funktioniert die Tagespflege?
Pflegebedürftige verbringen nur einen Teil ihres Tages in der Einrichtung und leben ansonsten wie gewohnt zu Hause. Die Besuchszeiten sind individuell bestimmbar und können sich neben der Pflegebedürftigkeit auch nach der zeitlichen Verfügbarkeit der Angehörigen richten. Theoretisch ist eine Ganztagsbetreuung denkbar, aber auch kürzere Aufenthalte, z. B. nur Vormittags oder Abends, oder wechselnde Zeiten, z. B. bei Schichtdienst der Angehörigen, sind denkbar. Die Dauer des Aufenthalts bestimmt die Kosten der Tagespflege.
Gesetzliche Pflegeversicherung reicht oft nicht aus
Seit der Pflegereform von 2015 ist die Inanspruchnahme von Tagespflegeangeboten unkomplizierter geworden und Angehörige wurden finanziell entlastet. Die gesetzliche Pflegeversicherung zahlt Menschen mit Pflegestufe nämlich einen Zuschuss zu den Kosten der Tagespflege, der verfällt, wenn er nicht in Anspruch genommen wird. Das ist löblich, angesichts steigender Pflegekosten aber nicht ausreichend. Damit Pflegebedürftige und Angehörige nicht selbst tief in die Taschen greifen müssen, lohnt sich der Abschluss einer privaten Zusatzversicherung.
Einen Vergleich entsprechender Angebote gibt es in unserem Pflegeversicherungs-Test.