Das Konzept des Pflege-Bahr klingt auf den ersten Blick verlockend: Wer sich zusätzlich privat pflegeversichert, erhält vom Staat bei bestimmten Tarifen 60 Euro im Jahr bezuschusst. Stiftung Warentest fand nun jedoch heraus: Der Pflege-Bahr lohnt sich nur selten, ungeförderte Tarife sind häufig die bessere Variante.
Absage an den Pflege-Bahr: Stiftung Warentest hat sich 88 geförderte und ungeförderte Pflegeversicherungstarife einmal genauer angeschaut. Das Ergebnis: Die meisten Versicherten sollten sich für die oft teureren ungeförderten Tarife entscheiden.
Wie funktioniert der Pflege-Bahr?
Wer zusätzlich zur gesetzlichen Pflegeversicherung eine private Pflegetagegeldversicherung abschließt und mindestens 120 Euro jährlich an Beiträgen zahlt, erhält vom Staat bei bestimmten Tarifen einen Zuschuss von 60 Euro im Jahr, bzw. fünf Euro im Monat. Die Versicherungspolice muss dafür spätere Leistungen von mindestens 600 Euro im Monat, bei der höchsten Pflegestufe III abdecken. Viel mehr springt beim Großteil der 17 getesteten geförderten Tarife aber auch nicht heraus, meist zwischen 600 und 700 Euro. Für eine angemessene Pflege ist das jedoch viel zu wenig.
Warum sich der Pflege-Bahr oft nicht lohnt
Für Pflegestufe III zahlt die gesetzliche Pflegeversicherung 1.550 Euro im Monat. Hinzu kommen die maximal 700 Euro des privaten Pflege-Bahr, macht bestenfalls 2.250 Euro. Ein Heimplatz kostet im Schnitt jedoch weit über 3.000 Euro. Ungeförderte Tarife sind zwar meist teurer, zahlen später aber auch mehr aus.
Hinzu kommt, dass die Leistungen des Pflege-Bahr in der sogenannte Pflegestufe 0, in die Demenzkranke eingestuft werden, häufig weniger umfassend ausfallen, als bei ungeförderten Tarifen – und das bei gleichen Beiträgen.
Ein weiterer Nachteil: Versicherte müssen bis zu fünf Jahren warten, bis die Versicherung im Pflegefall zahlt. So lange kommen Versicherte selbst für in Anspruch genommene Leistungen auf. Und: Selbst wenn der Pflegefall eintritt, müssen Beiträge weiter gezahlt werden. Dass die steigen ist dabei nicht ausgeschlossen.
Für wen eignet sich der Pflege-Bahr?
Geförderte Tarife eignen sich vor allem für Ältere, Schwerkranke und Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck, die keine anderen Verträge mehr bekommen. In Pflege-Bahr-Tarifen dürfen die Versicherer nämlich niemanden ablehnen, keine Leistungen ausschließen, keine Risikozuschläge und auch keine vorherige Gesundheitsprüfung verlangen. Für Alte und Kranke ist der Pflege-Bahr daher die einzig sinnvolle Lösung, sich überhaupt zu versichern. Alle anderen sind mit den ungeförderten Tarifen jedoch weitaus besser beraten.
Wann lohnt sich eine ungeförderte Pflegetagegeldversicherung?
Die Pflegelücke im Alter ist immer wieder Gegenstand des öffentlichen Diskurses. Wer kommt für die teils immensen Kosten der Pflege auf? Von den Kosten für einen Platz im Pflegeheim übernimmt die gesetzliche Pflegeversicherung gerade einmal die Hälfte. Und der Rest?
Eine wirklich gute Pflegetagegeldversicherung ist in der Lage, die Pflegelücke zu schließen, also die Pflegeleistungen des Versicherten später finanziell voll abzudecken. Diese Tarife besitzen jedoch ihren Preis, nicht jeder kann sie sich leisten. Und niemand kann garantieren, dass das Beitragsniveau konstant bleibt – denn steigen die Kosten der Versicherungen, weil Sie mehr für Pflege ausgeben müssen als geplant, dürfen sie die Beiträge erhöhen. Für unter 40-Jährige eignet sich eine solche Pflegetagegeldversicherung daher nicht.
Auch von gleichzeitig geförderten und ungeförderten Kombi-Tarifen, wie viele Versicherungen sie anbieten, rät Stiftung Warentest ab. Auch hier besäßen die Leistungen, z. B. bei Demenz, wie beim Pflege-Bahr deutlich geringeren Umfang als bei ungeförderten Tarifen.