Seit nunmehr 20 Jahren gibt es in Deutschland die Pflegeversicherung, doch rückblickend betrachtet fällt das Fazit nicht zwingend positiv aus. Immer mehr pflegebedürftige Menschen werden aufgrund ihrer Pflegebedürftigkeit zum Sozialfall. Seit dem Jahr 2005 stieg die Zahl derjenigen, die die staatliche Hilfe in Anspruch nehmen müssen, um 31 Prozent an. Diese Zahlen beruhen auf den offiziellen aktuellen Angaben vom Statistischen Bundesamt.
Dramatischer Anstieg
Noch im Jahr 2005 waren es ca. 340.000 Menschen, die auf die finanzielle Unterstüzung im Pflegefall angewiesen waren, nach aktuellen Zahlen sind es bereits 444.000 Menschen. Innerhalb der kurzen Zeitspanne einer Dekade stiegen die Nettoausgaben des Staates zur Unterstützung pflegebedürftiger Menschen von 2,61 Milliarden Euro auf 3,34 Milliarden. Diese Unterstützung hat ihre gesetzliche Grundlage in dem SGB und gilt für Menschen, die die Kosten für die Pflegebedürftigkeit nicht aus eigenen Mitteln beibringen können.
SPD, Linke und Grüne fordern unterschiedliche Reformen
Von Seiten der SPD ist diese Entwicklung auf den demografischen Wandel zurückzuführen, dem lediglich mit einer wachsenden Solidarität aller Bundesbürger begegnet werden kann. Hilde Mattheis, die sozialdemokratische gesundheitspolitische Sprecherin der Partei, sieht in einem Finanzausgleich zwischen der gesetzlichen und privaten Pflegeversicherungen einen möglichen Ansatz zur Lösung des Problems. Für Sabine Zimmermann von der Partei „Die Linken“ geht dieser Schritt jedoch nicht weit genug. Laut Ansicht der Sozialexpertin der Partei können nur grundlegende Reformen dem Problem beikommen. Ihrer Meinung nach funktinioniert das Teilkostenprinzip der Plegeversicherung nicht, da sowohl die Betroffenen als auch ihr famiiläres Umfeld das notwendige Geld nicht bezahlen könne. Ein Umbau der Pflegeversicherung in Richtung Vollversicherung sei daher zwingend notwendig.
Jeder 3. Deutsche wird pflegebedürftig
Nahezu 33 Prozent aller Bundesbürger werden im Laufe ihres Lebens mit der Pflegebedürftigkeit konfrontiert. Insbesondere ältere Menschen ab dem 55 Lebensjahr sind mit 40 Prozent am Stärksten betroffen. Diese Zahlen, die auf einer Umfrage vom INSA-Institut beruhen, belegen deutlich, dass das Thema Pflegebedürftigkeit in der Gesellschaft angekommen ist und nicht ausschließlich die 2,6 Millionen Betroffenen sondern vielmehr auch ihr direktes Umfeld betrifft. Auch von Seiten der Grünen werden Reformen gefordert um der Gefahr entgegenzuwirken, dass die Pflegeversicherung aufgrund der aktuellen Entwicklung selbst zum Pflegefall wird. Der Umfang der Pflegeversicherung müsse sich zukünftig viel stärker am Bedarf der betroffenen Menschen orientieren und dürfe nicht als Pauschalleistung dazu führen, dass Menschen mit gesundheitlichen Problemen auch noch zu Sozialfällen werden.
Am Dienstag wird der „Geburtstag“ der Pflegeversicherung mit einem Festakt zelebriert. Noch in dieser Legislaturperiode will die Bundesregierung Reformen auf dem Weg bringen um den angesprochenen Problemen in gebührendem Ausmaß Rechnung zu tragen.